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Ausstellungseröffnung: Tänzerin von Auschwitz – Roosje Glaser

Am Donnerstag, dem 27. Juni 2024 fand im Haus der Niederlande am Alten Steinweg in Münster die Eröffnung der Ausstellung „Tänzerin von Auschwitz – Roosje Glaser“ statt. Neben der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit war auch der Verein zur Förderung des Jüdischen Friedhofs Einsteinstr. zu einem Grußwort eingeladen.

Frau Franziska Vehling MA, Dozentin am Zentrum für Niederlande-Studien, begrüßte die Gäste und stellte die Ausstellung in den Kontext der Arbeit am Haus der Niederlande. Der katholische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Prof. Dr. Johannes Schnocks, hob in seinem Grußwort die langjährige Kooperation zwischen den beiden Institutionen hervor, in deren Rahmen auch das jetzige Ausstellungs-Projekt realisiert werden konnte. Die Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Jüdischen Friedhofs, Prof. Dr. Marie-Theres wacker, knüpfte an die Münsteraner Tänzerin aus jüdischem Hause, Erika Stolzberg, an, erinnerte an ihre Lebensgeschichte und zeigte auf, dass die Vorfahren dieser begabten Tänzerin, deren Karriere durch die Nazis zerstört wurde, über vier Generationen in Münster ansässig waren. Der Abbruch dieser Familiengeschichte steht exemplarisch für viele; von zwei weiteren Familien (Marcus und Feibes) wird auch im Projekt des Vereins, der WebApp „Jüdisches Leben in Münster“, berichtet.

Paul Glaser, Neffe von Roosje Glaser, erzählte in seinem Eröffnungsvortrag nicht die Geschichte seiner Tante, über die er das Buch „Tänzerin von Auschwitz“ geschrieben hat, sondern seine eigene Geschichte der Entdeckung dieses „Familiengeheimnisses“. Aufgewachsen in einem katholischen Elternhaus, wurde er zum ersten Mal über den Hinweis eines österreichischen Freundes hellhörig, der ihm sagte, in Wien sei der Name Glaser ein gängiger jüdischer Familienname gewesen. Dann lernte er in Brüssel beim Europarat einen Sachbearbeiter namens Glaser kennen, mit dem er Verwandtschaftsbeziehungen zu klären suchte und darüber auf den „Schlüssel“ stieß, den seine Tante Roosje darstellte. Sie war in seiner Familie kein Thema, lebte weit weg in Schweden, rückte nun aber nahe. Ein Gespräch mit seinem Vater, dem Bruder von Roosje, stieß auf Schweigen, ein Gespräch mit der Großmutter bestätigte Paul Glaser, dass seine Familie eine jüdische Geschichte besaß. Schließlich besuchte er seine Tante in Stockholm und erfuhr von ihrem bewegten Leben als Tänzerin, Deportierte und Überlebende, die ein neues Leben in Schweden begonnen hatte. Nach ihrem Tod beschloss er, Roosje Glaser ein Denkmal zu setzen, indem er ein Buch über sie schrieb und die Ausstellung auf ihrem Weg begleitet.

Im Haus der Niederlande ist die Ausstellung, die die Geschichte von Roosje auf der Basis ihrer eigenen Tagebuchnotizen und zahlreicher Familienfotos nachzeichnet und sie in den zeitgeschichtlichen Zusammenhang des NS-Regimes stellt, noch bis zum 28. Juli zu sehen.

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